«Der beste Weg, einer suchtkranken Person zu helfen, ist sie zu lieben»

Das Internationale Blaue Kreuz hilft jungen Menschen in Togo dabei, weniger Alkohol zu trinken und einer Alkoholabhängigkeit vorzubeugen. Das 2018 gestartete Projekt wird mit Unterstützung des Blauen Kreuzes Schweiz für mindestens vier Jahre fortgeführt.

Der Pro-Kopf-Alkoholkonsum in Afrika ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Über 30 Prozent von Togos Bevölkerung sind Jugendliche oder junge Erwachsene, die für Alkohol- und Drogenkonsum besonders anfällig sind. Viele Faktoren führen zu Sucht: Armut, Arbeitslosigkeit, familiäre Probleme, das soziale Umfeld… Weitere Faktoren sind der leichte Zugang zu alkoholischen Getränken, mangelndes Wissen über die damit verbundenen Gefahren und Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Gesetze. Besonders problematisch in Togo ist der hohe Konsum und die Abhängigkeit von lokal produziertem Alkohol wie Sodabi, einem Palmweinschnaps, und legalen Schmerzmitteln wie zum Beispiel Tramadol. Letzteres ist billig, überall erhältlich und in hohen Dosen sehr wirksam. Suchthilfe für Betroffene gibt es so gut wie keine.

Die afrikanischen Präventionsprojekte des Blauen Kreuzes wirken durch das Zusammen- wirken von drei Komponenten: pädagogische Aktivitäten, die das persönliche Verhalten der Jugendlichen beeinflussen, die Mobilisierung lokaler Gemeinschaften und die Schaffung von besseren politischen Rahmenbedingungen zum Schutz vor Alkohol und Drogen. Das Blaue Kreuz Togo arbeitet mit öffentlichen Schulen, Fussballvereinen, Motorradtaxifahrern und Nachbarschaftsorganisationen zusammen, um sein Hauptziel zu erreichen, welches lautet: «Junge Menschen werden zu gesunden und verantwortungsbewussten Erwachsenen, die sich für eine friedliche und gerechte Gesellschaft einsetzen, in der Alkohol, Drogen, Gewalt und Diskriminierung keinen Platz haben.»

Lebenskompetenz-Trainings für 1400 Jugendliche

Im vergangenen Jahr nahmen trotz Covid-Pandemie 1397 junge Menschen an regelmässigen Life Skills Trainings teil, die von Mitarbeitenden des Blauen Kreuzes in Togos Hauptstadt Lomé durchgeführt werden. Dort erwerben die Jugendlichen persönliche Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, friedliche Konfliktlösung, Selbstbewusstsein und Empathie, Entscheidungsfähigkeit und Widerstand gegen Gruppenzwang. In den Trainings werden Themen wie Sucht, HIV, Diskriminierung, Gewalt und Geschlechtergleichheit behandelt.

«Dank dem Blauen Kreuz habe ich mich als Mensch verändert. Ich kümmere mich jetzt um die Sauberkeit im Haus, ohne dass meine Eltern mich darum bitten müssen. Vorher habe ich einfach gemacht, was ich wollte», sagt der 16-jährige Kursteilnehmer Koffi. Sein Freund Kokou fügt hinzu: «Ich habe dank dem Blauen Kreuz verstanden, dass man auf Gewalt niemals mit Gewalt reagieren sollte. Der beste Weg, einer suchtkranken Person zu helfen, ist sie nicht zu kritisieren, sondern sie mit Mitgefühl zu behandeln und zu lieben».

Auch die Eltern der Jugendlichen werden regelmässig zu den Informationsveranstaltungen des Blauen Kreuzes eingeladen. Dort tauschen sie sich über positive Erziehungsmethoden aus und werden für das Thema Drogen und Alkohol sensibilisiert. Eine Mutter nahm zum Beispiel teil, nachdem ihr Sohn sich geweigert hatte, für sie Alkohol zu kaufen. An den Sitzungen erfuhr sie mehr über die Auswirkungen von Alkohol auf die Gesundheit und die zwischenmenschlichen Beziehungen. Nach ein paar Wochen sagte sie: «Heute trinke ich kein Sodabi mehr. Ich bin gerührt vom positiven Einfluss des Blauen Kreuzes auf mein Kind und mich!»

 

Das Blaue Kreuz Schweiz unterstützt das Blaue Kreuz Togo

Seit 2018 setzt sich das Internationale Blaue Kreuz (IBC) mit dem Blauen Kreuz Togo für die dauerhafte Reduktion und die Vorbeugung des Alkohol- und Drogenkonsums unter benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Togos Hauptstadt Lomé ein. Das Projekt wird unter anderem vom Blauen Kreuz Schweiz, der christlichen Entwicklungsorganisation Interaction und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt. Das Blaue Kreuz Schweiz hat Unterstützung für vier Jahre zugesichert.

 

Quelle: Blaues Kreuz 4/2021