Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: Johannes der Täufer

Er war einer der erfolgreichsten Prediger des Christentums. Vor rund 2000 Jahren bereitete Johannes der Täufer in Palästina viele Menschen auf Jesus Christus vor. Johannes prangerte Unrecht an und scheute keine Konsequenzen. Und er verzichtete auf die Annehmlichkeiten seiner Zeit – auch auf den Konsum von Alkohol.

Johannes der Täufer wurde um das Jahr Null herum im Bergland von Judäa geboren. Seine Eltern Zacharias und Elisabeth waren beide Nachkommen von Priestern: Zacharias stammte aus dem Priestergeschlecht des Abija, Elisabeth aus dem Geschlecht des Aaron. Die Umstände von Johannes’ Geburt waren besonders. Seine Eltern waren bereits alt, als er zur Welt kam, und Elisabeth hatte zudem den Ruf, unfruchtbar zu sein. Aber ein Engel hatte ihnen einen Sohn verheissen. Dieser hatte ihnen gesagt, dass sie ihr Kind Johannes nennen sollten – entgegen dem Brauch, dass er den Namen seines Vaters Zacharias tragen sollte. Der Name Johannes bedeutet übersetzt «Gott ist gnädig». So kam der Junge zur grossen Freude seiner Eltern und der ganzen Familie zur Welt. Der kleine Johannes beschloss früh, sein Leben in den Dienst Gottes zu stellen. Deshalb verliess er schon in jungen Jahren sein Elternhaus und zog in die Wüste am Jordan. Dort fand er Zeit zum Gebet und bereitete sich auf seine Lebensaufgabe vor: das Predigen.

Asketischer Lebensstil

Die Wüste blieb Johannes Lebensraum, auch als er erwachsen war. Abgeschieden und fernab von der Zivilisation liess er sich nicht von Dingen vereinnahmen, die ihm ein bequemes Leben ermöglicht, ihn aber von seiner Aufgabe abgelenkt hätten. Als Nahrung und Kleidung nahm er das, was er in der Natur fand. Johannes ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Trinkwasser gab es am Ufer des Jordan, der durch das Wüstenland floss. Es ist möglich, dass er hin und wieder auch andere Nahrungsquellen fand. Alkoholische Getränke gehörten hingegen nie dazu: Der Täufer gehörte der religiösen Gruppierung der Nazaräer an. Sie glaubten, dass ein Leben in Askese und Enthaltsamkeit sie Gott näherbringe, und dass der Verzicht auf Alkohol und andere Genüsse sie von weltlichen Verstrickungen befreie.

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Ein Lebensstil, wie ihn Johannes der Täufer pflegte, war damals die Ausnahme. Dem Römischen Reich, zu dem Palästina damals gehörte, ging es wirtschaftlich gut. Die Römer und diejenigen, die in ihrer Gunst standen, führten ein ausschweifendes Leben. Unter den Juden, die in der Provinz ein unbedeutendes Dasein führten, gab es aber auch Armut, denn die Steuern waren hoch und es gab viele schlecht bezahlte Arbeiter.

Auch um den Glauben der Menschen stand es nicht zum Besten. Die grosse Mehrheit fragte nicht nach Gott. Die Juden lebten zwar nach ihren Sitten und Gebräuchen, die sich direkt aus dem Gesetz Gottes ableiteten. Aber viele waren nicht mit dem Herzen dabei. Die meisten suchten nicht mehr als ein angenehmes Leben für sich und ihre Kinder. Umso wichtiger war es für Johannes den Täufer, ihnen zu predigen. Im Jahr 28 begann sein Wirken und er verbreitete in Judäa, Samaria, Galiläa und Peräa seine Botschaft: «Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe» (Matthäus 3,2).

Zu jener Zeit war Jesus zwar schon auf der Welt, aber noch nicht an seinem Werk. Johannes rief zur Umkehr zu Gott auf. Alle möglichen Menschen kamen zu ihm, um sich im Jordan taufen zu lassen. Viele bekannten dabei, was sie bisher falsch gemacht hatten, und versprachen, sich zu bessern. Manche liessen ihre Vergangenheit hinter sich, nachdem sie als Täuflinge in den Jordan eingetaucht waren. Nicht nur respektierte Leute kamen zu Johannes, sondern auch Menschen mit wenig angesehenen Berufen: Zöllner und Soldaten. Sie fragten den Täufer, was sie tun sollten. Dieser riet ihnen nicht, ihren Beruf aufzugeben, sondern bessere Menschen zu werden: «Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!» (Lukas 3,10 – 13).

Auch Geistliche kamen zu Johannes dem Täufer. Viele von ihnen hatten jedoch nicht die Absicht, Busse zu tun, sondern liessen sich taufen, weil dies damals zum guten Ton gehörte. Der Täufer nahm vor ihnen kein Blatt vor den Mund. Er entlarvte sie als Heuchler, die meinten, allein durch das Judentum für das Himmelreich qualifiziert zu sein.

Johannes und Jesus

Johannes vollbrachte als Täufer und Prediger Grosses. Er sah sich als Wegbereiter Jesu, der während seiner Tauftätigkeit bekannt geworden war. Die beiden waren sogar miteinander verwandt, angeblich Cousins zweiten Grades und fast gleich alt. Der Täufer erkannte Jesus als den verheissenen Sohn Gottes. Jesus würde die Menschen noch wirksamer zum Glauben führen als er selbst. Als Jesus einmal zu ihm kam, rief Johannes aus: «Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!» (Johannes 1,29). Er muss noch andere Worte über Jesus gesagt haben, die ihn treffend beschrieben. Viele Jünger, die sich zuerst an Johannes gehalten hatten, folgten später Jesus nach, der selbst von Johannes getauft worden war.

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Das Ende des Taufens und Predigens kam für Johannes überraschend früh. Der Täufer, der immer für Gerechtigkeit eingetreten war, scheute sich nicht, Kritik zu üben, wenn er Ungerechtigkeiten sah. Eine dieser Begebenheiten ereignete sich im Umkreis von Herodes Antipas, des Herrschers von Galiläa. Dieser hatte sich in Herodias, die Frau seines Halbbruders, verliebt. Er nahm sie zur Frau und verstiess seine frühere Ehefrau. Johannesprangerte den Ehebruch offen an und sagte zu Herodes über dessen neue Frau: «Es ist nicht recht, dass du sie hast» (Matthäus 14,4). Wegen dieser Aussage wurde Johannes verhaftet und verbrachte von da an sein Leben im Gefängnis.

Herodes wollte den Täufer aber nicht umbringen. Er fürchtete einen Volksaufstand, wenn er den Mann tötete, den alle für einen Propheten hielten. Einen solchen Propheten hatte es seit 400 Jahren nicht mehr gegeben. Johannes rief seine Jünger zu sich und liess Jesus durch sie fragen: «Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?» (Matthäus 11,3). Etwa drei Jahre später geschah etwas Schreckliches für Johannes. Bei einer Geburtstagsfeier sah Herodes die Tochter der Herodias vor sich tanzen. Das gefiel ihm so gut, dass er dem Mädchen versprach, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, was auch immer es sein mochte. Das Mädchen fragte seine Mutter, was sie sich wünschen solle. Herodias war immer noch wütend auf den Täufer, weil er ihre Ehe missbilligt hatte. Deshalb stiftete sie ihre Tochter an, den Kopf des Johannes zu fordern, was diese auch tat. Der Wunsch der Jugendlichen machte Herodes traurig (Markus 6,26). Da er einen Eid geleistet hatte, musste er sich aber daran halten. Er schickte den Henker ins Gefängnis und liess den Täufer enthaupten. Als die Jünger des Johannes vom Tod ihres Meisters erfuhren, fanden sie den Mut, seinen Leichnam mitzunehmen und zu begraben. So erhielt der Täufer nach seinem tragischen Ende wenigstens ein würdiges Begräbnis.

Wie sieht die Nachwelt Johannes?

Johannes der Täufer ist nicht nur im Christentum bekannt, sondern auch in anderen Religionen. Im Koran wird er als Yahya ibn Zakariya erwähnt. Er gilt als der drittletzte Prophet vor Isa ibn Maryam (Jesus) und Mohammed. Im Mandäismus, einer gnostischen Religion im Irak, wird Johannes der Täufer als wichtige Gestalt verehrt. Diese Religion soll sogar auf ihn zurückgehen. Er wird dort als Johannes der Täufer und als Hibil Ziwa bezeichnet und gilt als Mittler zwischen der irdischen und der göttlichen Welt. Im Christentum hat Johannes der Täufer eine grosse Bedeutung, vor allem im Katholizismus. Er gilt als einer der wichtigsten Heiligen; viele Orte und Kirchen auf der ganzen Welt sind nach ihm benannt. Auch Kunst und Literatur haben sich stark von Johannes dem Täufer inspirieren lassen. Dort wird er häufig als eine geheimnisvolle Gestalt dargestellt, als Einsiedler in der Wüste, oft begleitet von wilden Tieren. Auch die Enthauptung des Täufers ist ein wiederkehrendes Motiv, vor allem in der Malerei. Der italienische Künstler Caravaggio hat sie beispielsweise auf einem Ölgemälde dargestellt. Das betreffende Bild gilt als eines seiner Meisterwerke. Der erste, der über Johannes den Täufer schrieb, war der jüdische Historiker Flavius Josephus. Sein Werk ist neben den vier Evangelien die wichtigste Informationsquelle über das Leben des Täufers. Seither haben unzählige Menschen über Johannes den Täufer geschrieben – von Literaten bis hin zu Autorinnen von Kinderblogs. Es gibt auch zahlreiche Predigten, welche Johannes’ Botschaft in unsere Zeit übertragen. In verschiedenen Ländern gibt es Asketinnen und Asketen, die sich von der Lebensweise des Täufers inspirieren lassen. Die Bedeutung Johannes des Täufers und die Faszination, die von ihm ausgeht, sind bis heute gross – weit über den Kreis seiner Verehrer hinaus.

Quelle: Blaues Kreuz 3/2023