Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: Thomas Cook

Der britische Unternehmer gilt als Begründer des Pauschaltourismus. Seine Tätigkeit als baptistischer Prediger und sein soziales Engagement trugen ihm die Bezeichnung «weltlicher Heiliger» ein. Ein wichtiges Anliegen des abstinent lebenden Thomas Cook war der Kampf gegen den weit verbreiteten Alkoholismus seiner Zeit.

Thomas Cook wurde am 22. November 1808 in der kleinen Ortschaft Melbourne im Distrikt Derbyshire in England geboren und wuchs als einziges Kind von John und Elizabeth Cook auf. Die Eltern waren Baptisten – Elizabeth Cook war die Tochter eines Pfarrers. Sie lebten in bescheidenen Verhältnissen. Seinen Vater kannte der Junge kaum; er starb, als er noch keine vier Jahre alt war.

Das Geld der Familie war knapp, so dass Thomas Cook bereits im Alter von zehn Jahren zum Lebensunterhalt der Familie beitragen musste. In seinem ersten Job als Gärtnergehilfe verdiente er einen Penny pro Tag. Später arbeitete Cook als Verkäufer in einer Gärtnerei. Während dieser Zeit half er gelegentlich seiner Mutter aus, die einen Laden für Töpferwaren und Bücher betrieb. Im Jahr 1822 erlernte der damals 14-Jährige bei seinem Onkel John Pegg das Tischlerhandwerk. Eine Zeit lang lebte er auch bei ihm und bekam hautnah mit, wie die Alkoholabhängigkeit das Leben eines Menschen zerstören konnte. Diese Erfahrung und der weit verbreitete Alkoholismus gerade in den ärmeren Bevölkerungsschichten legten den Grundstein für Thomas Cooks Engagement gegen den Alkoholismus und für seinen Wunsch, die Menschen «weg von der Ginflasche» und hin zu sinnvollen Aktivitäten zu bewegen.

Schon als Jugendlicher war Thomas Cook sehr gläubig. Im Alter von 17 Jahren soll er ein tiefes spirituelles Erlebnis gehabt haben, das seinen Glauben noch verstärkte. Zwei Jahre später Jahren beschloss er, sich künftig auch geistlich zu engagieren. Als Wanderprediger seiner Baptistengemeinde brachte Thomas Cook das Wort Gottes unter die Leute, verteilte Traktate, arbeitete als Sonntagsschullehrer und gründete in den südlichen Midlands eigene Sonntagsschulen. Geld verdiente er damit kaum, aber das war ihm auch nicht wichtig: Was er tat, tat er aus innerer Überzeugung. Obwohl Cook ein strenggläubiger und eifriger Baptist war, zeigte er sich anderen protestantischen Gruppierungen gegenüber tolerant. Im Jahr 1829 zog er nach Barrowden in der Grafschaft Rutland um, wo er Marianne Mason kennen und lieben lernte. Am 2.März 1833 heirateten die beiden und ein knappes Jahr später, am 13.Januar 1834, wurde ihr Sohn John Mason Cook geboren. Eine Tochter, Annie Elizabeth, kam am 21.Juni 1845 zur Welt, doch sie starb jung: Mit nur 35 Jahren kam sie bei einem Unfall ums Leben. Diese Tragödie traf Thomas und Marianne Cook so schwer, dass sie jahrelang mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten. Dazu gehörte auch eine Schwächung der Sehkraft, von der sich Thomas Cook sein Leben lang nicht erholte.

Pionier der Pauschalreisen

 Neben seiner Tätigkeit als baptistischer Prediger beteiligte sich Thomas Cook schon in jungen Jahren im Rahmen von Anti-Alkohol-Kampagnen an Grossveranstaltungen, Demonstrationszügen und der Verteilung von Aufklärungsbroschüren. Dieses Engagement war es, das ihn dazu veranlasste, seine erste Reise zu organisieren: Am 5. Juli 1841 fuhren 570 Aktivistinnen und Aktivisten der Abstinenzbewegung per Bahn von Leicester ins 28 Kilometer nördlich gelegene Loughborough. Für den Ausflug, der neben der Fahrt und der Teilnahme an einer Kundgebung auch musikalische Unterhaltung und ein einfaches Picknick beinhaltete, zahlten die Reisenden den Sonderpreis von einem Schilling pro Person. Diese Gruppenreise gilt als die Geburtsstunde des Massentourismus.

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Schon bald entstand die Idee, weitere Ausflüge zu organisieren. Im Reisen entdeckte Thomas Cook eine Möglichkeit, dem Alkoholkonsum positive Erlebnisse entgegenzusetzen. Nach dem Motto «Reisen statt Saufen» versuchte er, vor allem Menschen aus der Arbeiterschicht mit Natur- und Gemeinschaftserlebnissen etwas Besseres zu bieten als die kurzfristige Betäubung durch Alkohol. Sein Ziel war es, «Menschen mit Menschen und Menschen mit Gott zu verbinden». Dass Thomas Cooks Reisen so günstig und damit auch für Menschen aus ärmeren Schichten erschwinglich waren, war nicht zuletzt seinem Verhandlungsgeschick zu verdanken. Er handelte mit den Reise- und Unterhaltungsanbietern immer die besten Preise aus. So folgten auf die erste Reise viele weitere auf dem im Zuge der Industrialisierung wachsenden Bahnnetz und per Schiff. Die nächsten Reisen führten nach Schottland und 1851 zur Weltausstellung nach London. Nur 15 Jahre später reiste Thomas Cook zum ersten Mal nach Amerika. Im Jahr 1869 bot er die erste Pauschalreise an: eine von ihm selbst geleitete Reise nach Ägypten. 1872 organisierte er schliesslich eine 222-tägige Weltreise, bei der rund 40'000 Kilometer zurückgelegt wurden. Auch die ersten Nilkreuzfahrten gehen auf Thomas Cook zurück – ein Meilenstein des Massentourismus, denn erstmals konnten sich auch ärmere Menschen solche Ferien leisten.

Nachdem sein Geschäft etabliert war, organisierte Thomas Cook auch Staatsbesuche für ausländische Staatsoberhäupter, zum Beispiel einen für Kaiser Wilhelm II. nach Palästina. Thomas Cooks Reisen führten immer wieder in Gebiete, die in der Bibel erwähnt werden. Das war kein Zufall. Der gläubige Cook interessierte sich besonders für diese Gegenden und hoffte auch, dass der Glaube der christlichen Reisenden vertieft und gefestigt würde, wenn sie die Orte und Stationen im Leben von Jesus Christus selbst sehen würden. Je nach Zielort handelte es sich bei den Reisenden um Baptisten oder andere Gläubige oder einfach nur um Menschen, die sich eine Auszeit von der Arbeit gönnen wollten.

Geschäftsmann, aber nicht geldgierig

«Ein Hoch auf die Reise, auf die billige, billige Reise!» Diese von Thomas Cook überlieferte Aussage hört sich marktschreierisch an. In der Tat war Cook ein gewiefter Unternehmer, der mit seinem Organisationstalent und seiner Voraussicht dafür sorgte, dass die Reisen reibungslos abliefen und die Teilnehmenden schon im Voraus wussten, was sie für ihr Geld bekommen würden. Dabei ging es ihm nie darum, möglichst viel Geld zu verdienen. Im Vordergrund stand immer das soziale Engagement für die ärmere Bevölkerung.

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Das war auch in seinem persönlichen Umfeld bekannt, als er 1871 mit seinem Sohn John Mason Cook das Unternehmen Thomas Cook and Son gründete. Im Gegensatz zu seinem Vater war der Sohn ein knallharter, sehr gewinnorientierter Geschäftsmann. Schon bald trug er wesentlich zum finanziellen Aufblühen des expandierenden Unternehmens bei. Die unterschiedlichen Auffassungen von Vater und Sohn führten zunehmend zu Spannungen. Letzterer kritisierte weniger den Idealismus seines Vaters als dessen wirtschaftliche Ineffizienz. Er störte sich auch an der Bevorzugung seiner baptistischen Glaubensgenossen gegenüber anderen Passagieren. Die Spannungen führten dazu, dass sich Thomas Cook 1879 aus dem Geschäft zurückzog. Thomas fühlte sich von der nachfolgenden Generation schlecht behandelt und verdrängt. John Mason hielt seinen Vater für einen Träumer. 1878 wurde John Mason Cook alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens. Sein Vater erhielt von da an nur noch eine feste Rente. Bis zu Thomas Cooks Tod hatten Vater und Sohn nur noch sporadischen Kontakt. Am 18.Juli 1892 starb Thomas Cook in Leicester. Sein Sohn überlebte ihn um nur sechs Jahre.

Ein reiches Erbe für die Nachwelt

Das Unternehmen Thomas Cook and Son bestand bei seiner Gründung aus einem einzigen Reisebüro. Bald entstanden Reisebüros, die immer mehr Ziele auf der ganzen Welt anboten. In seiner Blütezeit gehörte das Unternehmen zu den grössten Reiseveranstaltern und war das erfolgreichste der Welt.

Bis 1928 blieb Thomas Cook and Son in Familienbesitz: Nach John Mason Cook führten zwei Enkel des Firmengründers, Frank und Ernest Cook, das Unternehmen weiter. Später wurde es von anderen Reiseveranstaltern aufgekauft und gehörte zuletzt der Condor & Neckermann Touristik. Nach einer Fusion mit MyTravel Group hiess das Unternehmen ab 2007 Thomas Cook Group.

Thomas Cooks Unternehmen war in mehrfacher Hinsicht eine Pionierleistung. So war es 1896 offizieller Reiseveranstalter der Olympischen Spiele in Athen. 1919 bot es als erster britischer Reiseanbieter Flugreisen an. Aus dem Unternehmen von Thomas Cook gingen vor allem in der späteren Firmengeschichte mehrere Tochterfirmen hervor, die zum Teil bis heute fest in der Reisebranche verankert sind. Dazu gehören beispielsweise Tjäreborg, Neckermann, Sunworld Holidays, Ifs sowie verschiedene Niederlassungen mit dem Namen Thomas Cook. Stolze 148 Jahre lang bestand das Unternehmen. Im Herbst 2019 meldete es Insolvenz an und stellte sämtliche Geschäftsaktivitäten ein.

Ohne den Pioniergeist von Thomas Cook hätte sich die Reisebranche sicher anders entwickelt. Die neue Form des Reisens war dank ausgeklügelter Planung bequemer und durch Mengenrabatte deutlich günstiger als die bis dahin üblichen Reisen und wurde auch für die wachsende Mittelschicht erschwinglich. Cook war der erste, der Reisen als Gesamtpaket verkaufte. Am Prinzip der Pauschalreise hat sich bis heute wenig geändert.

Thomas Cook organisierte und dokumentierte seine Reisen minutiös. Ein Teil seiner Reisehandbücher ist bis heute erhalten geblieben. Auch war er begabt darin, einfache Lösungen für verschiedene Probleme zu finden. So wurde er zum Erfinder von noch heute gebräuchlichen Instrumenten wie zum Beispiel dem Reisecheck, dem Hotelgutschein oder dem Reisekatalog. Damit hat sich Thomas Cook einen unvergessenen Platz in der Geschichte des modernen Reisens gesichert.

Quelle: Blaues Kreuz 2/2024