Togo: Starke Jugendliche entscheiden sich für ein Leben ohne Alkohol und Drogen

Seit 2021 unterstützt das Blaue Kreuz Schweiz das IBC-Life-Skills-Programm in Togo, das vom dortigen Blauen Kreuz umgesetzt wird. Die Herausforderungen sind gross, aber die Erfolge sind sichtbar und ermutigend.

Viele junge Menschen in Togo blicken mit Sorge in die Zukunft. Werden sie nach dem Schulabschluss eine Arbeitsstelle finden? Werden sie sich die Gründung einer Familie leisten können? Die Bevölkerung im westafrikanischen Staat ist sehr jung, 41 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Hier setzt das Life-Skills-Programm des Internationalen Blauen Kreuzes (IBC) an. Es eröffnet Jugendlichen Räume, in denen sie ihre Fragen und Ängste diskutieren können.

Lernen auf Augenhöhe

Während das togolesische Schulsystem fast nur aus Frontalunterricht besteht, sind die Life-Skills-Trainings partizipativ. Die Jugendlichen lernen die Risiken und Folgen des Alkohol- und Drogenkonsums kennen. Sie diskutieren, wie sie mit Gruppendruck umgehen können, was sie tun können, wenn sie wütend und verzweifelt sind, und wie sie selbst in schwierigen Situationen gute Entscheidungen treffen können. Jérémie (14) erzählt: «Das Blaue Kreuz hat mir geholfen, mich selbst und das Leben besser zu verstehen. Ich bin selbstbewusster geworden und habe erkannt, dass jeder Mensch wertvoll und einzigartig ist. Ich habe gelernt, meine Emotionen und meine Wut zu kontrollieren. Die Kurse haben meine Überzeugung und meine Motivation gestärkt, nie zu Drogen zu greifen und Probleme nicht mit Gewalt zu lösen.» Ein zentraler Ansatz des IBC-Programms ist die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, sogenannten Peer Educators. Allein in diesem Jahr wurden bereits acht neue Life-Skills-Clubs gegründet. Sie finden nach der Schule statt und werden von den Peer Educators eigenständig organsiert. Im Gegensatz zum regulären Schulunterricht interagieren die Jugendlichen in den Clubs auf Augenhöhe: Neben Quiz und Debatten werden auch Theaterstücke eingeübt oder auch einmal ein Fussballturnier veranstaltet. Einigen Jungen fällt es leichter, über persönliche Probleme, Sucht oder Gewalterfahrungen zu sprechen, wenn keine Erwachsenen anwesend sind. Die Peer Educators fungieren häufig als Vorbild. Sie können aus eigener Erfahrung berichten, wie sie es geschafft haben, auf Alkohol und Drogen zu verzichten und wie dies ihr Leben positiv verändert hat.

Engagement auf Gemeindeebene

Die Aufklärungsarbeit beschränkt sich nicht auf die Schule. Die Mitarbeitenden des Blauen Kreuzes arbeiten eng mit den örtlichen Behörden zusammen und treffen sich regelmässig mit Schlüsselpersonen auf Gemeindeebene, seien es Pfarrer oder Kirchgemeindemitglieder, Bürgermeister oder andere in der Gemeinde tätige Personen. Sie besprechen die Probleme und Herausforderungen, die sie in Bezug auf den Alkohol- und Drogenkonsum in ihrem Quartier beobachten, und suchen nach Lösungen. Dank dem Blauen Kreuz sind Bürgerinitiativen entstanden, die Jugendliche schützen, den Zugang zu Alkohol einschränken und die breitere Bevölkerung für die Gefahren des Alkoholkonsums sensibilisieren.

Sibylle Dirren, Internationales Blaues Kreuz

Quelle: Blaues Kreuz 6/2022