Empfehlungen zum Alkoholkonsum

Das Blaue Kreuz Schweiz gibt als erste Suchthilfeorganisation sechs neue Empfehlungen zum Alkoholkonsum heraus. Diese enthalten keine Trinkmengen mehr. Die Anpassung der Empfehlungen wurde notwendig, nachdem die WHO im Januar 2023 herausgegeben hat, dass kein Alkoholkonsum sicher ist und auch geringe Mengen schĂ€dlich sein können. 

WĂ€hrend einem nationalen Medienanlass wurden die Empfehlungen am 27. Februar 2025 in Bern vorgestellt. 

Die sechs Empfehlungen: 

  1. Das gesĂŒndeste Leben ist eines ohne Alkohol.
  2. Weniger Alkohol trinken ist besser.
  3. Es gibt Arten, Alkohol zu trinken, die besser sind als andere (langsam trinken, viel Wasser und andere alkoholfreie GetrÀnke zu sich nehmen, vor und wÀhrend des Alkoholtrinkens essen, die Trinkmenge kontrollieren, eine tiefere Zielmenge festlegen).
  4. Es gibt LebensumstÀnde, in denen kein Alkohol getrunken werden sollte (Schwangerschaft, Stillphasen, Adoleszenz).
  5. Es gibt Situationen, in denen kein Alkohol getrunken werden sollte (beim Autofahren, bei schwerer körperlicher Arbeit, beim Sport, bei der Einnahme von Drogen und Medikamenten, bei Hitze, bei wichtigen Entscheidungen, in Situationen, in denen man Verantwortung fĂŒr andere trĂ€gt).
  6. Erwachsene haben eine Vorbildfunktion und sollten diese wahrnehmen.

Auskunft

Martin Bienlein

079 228 96 04

Empfehlungen zum Alkoholkonsum One-Pager

Positionspapier Empfehlungen zum Alkoholkonsum

Empfehlungen zum Alkoholkonsum Two-Pager

ErklÀrung der WHO zum Alkoholkonsum

Die Empfehlungen zum Alkoholkonsum des Blauen Kreuzes Schweiz beruhen auf der ErklÀrung «Gesundheits- und Krebsrisiken im Zusammenhang mit geringem Alkoholkonsum» der Weltgesundheitsorganisation WHO vom Januar 2023 in der Fachzeitschrift «The Lancet Public».

Website WHO, RegionalbĂŒro Europa zum Alkoholkonsum

Das RegionalbĂŒro Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO fasste die Erkenntnisse in folgenden Punkten zusammen: Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Die SchĂ€den (vor allem Krebsleiden) werden durch den Alkohol und nicht durch das GetrĂ€nk verursacht. Die Risiken beginnen mit dem ersten Tropfen.

Kanada

Seit der Veröffentlichung der WHO-ErklÀrung im Januar 2023 haben mehrere LÀnder und Organisationen ihre Empfehlungen zum Alkoholkonsum angepasst:

Kanada: Im Januar 2023 veröffentlichte das Canadian Centre on Substance Use and Addiction (CCSA) neue Leitlinien zum Alkoholkonsum. Diese empfehlen, vollstĂ€ndig auf Alkohol zu verzichten. Falls dennoch Alkohol konsumiert wird, gelten maximal zwei StandardgetrĂ€nke pro Woche als risikoarm. Zuvor lag die Empfehlung bei maximal zehn GetrĂ€nken pro Woche fĂŒr Frauen und 15 fĂŒr MĂ€nner. Die neuen Leitlinien betonen, dass bereits geringe Mengen Alkohol das Risiko fĂŒr verschiedene Krankheiten, einschließlich mindestens sieben Krebsarten, Demenz und sexuell ĂŒbertragbare Krankheiten, erhöhen können.

Deutschland

Deutschland: Im August 2024 veröffentlichte die Deutsche Gesellschaft fĂŒr ErnĂ€hrung (DGE) ein Positionspapier, in dem sie empfiehlt, keinen oder möglichst wenig Alkohol zu trinken. Sie betont, dass es keine risikofreie Menge an Alkoholkonsum gibt und bereits geringe Mengen das Risiko fĂŒr gesundheitliche SchĂ€den erhöhen können. Die DGE rĂ€t daher zum vollstĂ€ndigen Verzicht auf alkoholische GetrĂ€nke.

Australien

Australien: Bereits im Dezember 2020 hat Australien seine Alkoholrichtlinien aktualisiert. Die National Health and Medical Research Council (NHMRC) empfiehlt seitdem, nicht mehr als zehn StandardgetrÀnke pro Woche und nicht mehr als vier an einem Tag zu konsumieren, um das Risiko alkoholbedingter SchÀden zu minimieren. Schwangere und stillende Frauen sollten keinen Alkohol trinken, genauso wie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Grundlegende Studie von Stockwell et al. 2016

Die angepassten ErklĂ€rungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO und WHO Regional Office Europe) sowie der LĂ€nder und Organisationen beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen von Stockwell und anderen aus dem Jahr 2016. Sie zeigten in einer Metastudie, dass kranke Nichttrinkende (Englisch: «Sick Quitter») den gesunden Abstinenten in frĂŒheren Studien zu geordnet worden waren. Dies liess die Abstinenz schlechter erscheinen als sie ist. Werden die Sick Quitter rausgerechnet, bestĂ€tigt sich auch fĂŒr moderat Trinkende, was alle anderen FĂ€lle galt: Je mehr Alkoholkonsum, desto höher ist das Krankheitsrisiko.