Alkoholfreie Migros – ein mehrfacher Sieg für das Blaue Kreuz

Die Gründe für die deutliche Ablehnung der Einführung alkoholischer Getränke in der Migroswaren vielfältig. Zusammen mit der Volksinitiative «Kinder ohne Tabak», die Anfang Jahr abgelehnt wurde, stärkt der Migros-Entscheid die Suchtprävention in unserem Land. Dank den beiden Abstimmungen ist der problematische Alkoholkonsum wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Gewonnen! Unser klarer Sieg bei der Abstimmung über den Alkoholverkauf in der Migros – sämtliche Genossenschaften haben mit Nein gestimmt – hat mehrere Gründe. In erster Linie verdanken wir ihn der Mehrheit der Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter. Ihnen allen gilt unser aufrichtiger Dank. Ein weiterer Grund war, dass sich so viele Menschen an unserer Seite engagiert haben: in Radio- und Fernsehauftritten, in Zeitungsartikeln, mit Leserbriefen und persönlichen Zeugnissen. Auch ihnen gilt unser herzlicher Dank. Wir selbst haben Flugblätter in Schweizer Haushalten verteilt, Interviews geführt und uns in der öffentlichen Diskussion eingebracht. Darauf sind wir stolz.

Die Blaukreuz-Kampagne

Beim Blauen Kreuz erkannten wir schnell die seltene Chance, die sich uns bot. Mit bescheidenen Mitteln und einer starken Begleitgruppe produzierten wir Flugblätter und Plakate und stellten diese den regionalen Blaukreuzorganisationen zur Verfügung. Der Dachverband betrieb während der Kampagne eine eigene Webseite und verbreitete Testimonials. Bekannte Persönlichkeiten wie der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried, der Soziologe Ueli Mäder und die EVP-Nationalrätin Lilian Studer liehen uns ihre Stimme. Wir streuten die Botschaften über Facebook, Twitter und Instagram. In den letzten Wochen vor der Abstimmung konzentrierten wir uns auf die Medienarbeit. Dies bedeutete unzählige Telefonanrufe bei Medienschaffenden.

-> die Arbeit des Blauen Kreuzes unterstützen

Renaissance der Prävention

Das klare Verdikt der Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter kam nur wenige Monate nach der Annahme der Volksinitiative «Kinder ohne Tabak». Mit 2,3 Millionen Stimmberechtigten war der Migros-Entscheid fast schon eine Volksabstimmung! Beide Urnengänge brachten nach zehn Jahren Stillstand die Forderung nach einer kohärenteren Suchtprävention zurück in die politische Arena.

Den Jugendschutz stärken

Prävention beginnt bei jungen Menschen – niemand weiss das besser als das Blaue Kreuz. Unsere Jugendarbeit hat eine lange Tradition. Ausserdem verfügt der Staat über Mittel, um die Jugend zu schützen: Werbeverbote, Mindestpreise, Mindestalter beim Verkauf und vor allem die

Durchsetzung der Gesetze. Die Testkäufe des Blauen Kreuzes leisten einen wichtigen Beitrag dazu. Dass die Behörden dem Internethandel besser auf die Finger schauen müssen, zeigt eine aktuelle Studie des Blauen Kreuzes Zürich: Mit zwei Ausnahmen verkauften alle Anbieter Alkohol an Jugendliche.

Ein neues Bewusstsein

Trockene Alkoholikerinnen und Alkoholiker haben sich in den Medien zu Wort gemeldet. Ihr Mut, sich öffentlich zu äussern, kann nicht genug gewürdigt werden. Sie gaben dem problematischen Alkoholkonsum ein Gesicht und eine Stimme. Viel zu lange hat uns der Handel den Alkohol als reinen Genuss oder als geeignetes Mittel zur Entspannung verkauft. Die Probleme erscheinen wie von Zauberhand verschwunden. Die Werbung zeigt keine Alkoholabhängigen: keine Alkoholprobleme in Familien, keine alkoholbedingte Gewalt und keine leidenden Kinder.

Dank der breiten Berichterstattung in den Medien ist das Thema Alkohol und problematischer Alkoholkonsum wieder in den Köpfen der Menschen angekommen.

Quelle: Blaues Kreuz 4/2022