Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: DJ BoBo

René Peter Baumann, besser bekannt als DJ BoBo, wird von seinen Fans gerne als «King of Dance» bezeichnet. In den 1990er Jahren feierte der Schweizer Sänger, Rapper, Tänzer, Komponist und Musikproduzent Welthits. Für seine Musikverkäufe erhielt er bislang 150 Gold-, 29 Platin- und zwei Diamantauszeichnungen. Doch trotz seiner Erfolge ist DJ BoBo bescheiden und bodenständig geblieben. Und, was manche nicht wissen: Er hat noch nie auch nur ein Glas Alkohol getrunken.

René Peter Baumann wurde am 5. Januar 1968 in Kölliken im Kanton Aargau geboren. Er war ein Einzelkind. Seine Mutter Ruth Baumann zog ihn zunächst allein auf, da sich sein italienischer Vater Luigi Cipriano von ihr getrennt hatte, als sie schwanger war. René Peter Baumann lebte zeitweise bei seinen Grosseltern mütterlicherseits. Später heiratete seine Mutter erneut und eine schwierige Zeit begann: Der Junge musste mit ansehen, wie sein alkoholkranker Stiefvater regelmässig betrunken auf seine Mutter losging. Lichtblicke waren die Hobbys, die René Baumann in seiner Kindheit und Jugend pflegte: Fussball und Musik. Beim FC Kölliken verdiente er als Platzwart sein erstes Geld; er gab es für sein Mofa und für Discobesuche aus. Nach der Schule beschloss René Baumann, eine Bäckerlehre zu machen. Dazu kam er mehr oder weniger durch Zufall. «Ich war 15, alle meine Kumpels hatten eine Lehrstelle – nur ich nicht, weil ich nicht wusste, was ich machen wollte. Dann gabs im Dorf diese freie Stelle und ich dachte: Bevor du nichts machst, machst du das.» In dieser Zeit begann der junge Mann, sich in seiner Freizeit als DJ zu betätigen. Schon bald arbeitete er tagsüber als Bäcker und legte nachts im Jugendhaus Tuchlaube in Aarau auf. Damals träumte er aber noch nicht von der grossen Bühne. «Ich komme aus einem kleinen Dorf. Das Umfeld besteht nur aus Bauern und kleinen Gewerbetreibenden. Da kommst du gar nicht auf andere Ideen. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, Musik zu machen, die in die Charts kommt. Ich konnte mir nur vorstellen, Musik zu machen, zu der die Leute tanzen.» Er begann, Musik zu komponieren, aber es dauerte noch eine Weile, bis sie ihr Publikum finden sollte.

Der überraschende Aufstieg

Als René Baumann 1985 als Discjockey zu arbeiten begann, hatte er bereits seinen Künstlernamen DJ BoBo angenommen. Dazu hatte ihn die belgische Comicfigur Bobo, ein Ausbrecherkönig, inspiriert. Obwohl er später mit dem Namen nicht mehr zufrieden war – «Bobo» bedeutet im Spanischen «Dummkopf» –, behielt er sein Markenzeichen bei. Ein Jahr nach seinem Einstieg ins Business nahm DJ BoBo an einer Schweizer DJ-Meisterschaft teil und erreichte den zweiten Platz. In den folgenden Jahren arbeitete er als professioneller Discjockey in den Clubs Don Paco und Hazyland und später als Resident-DJ in der Disco Oxa in Zürich. Dazu kamen gelegentliche Gastauftritte in anderen Diskotheken. DJ BoBo trat auch als Breakdancer auf und faszinierte das Publikum mit seinen Moves. In seinem Tänzerteam waren Kurt Burger und Daniel Burkart, die auch heute noch zu seiner Crew gehören und seine Tourneen mitorganisieren. Zu Beginn der 1990er Jahre veröffentlichte DJ BoBo seine erste Single «I Love You». Im Song war auch eine weibliche Stimme zu hören: jene der späteren Schweizer Fernsehmoderatorin Sandra Studer. Der erste Hit von DJ BoBo war «Somebody Dance With Me», der im November 1992 veröffentlicht wurde. Damit hatte der Musiker endlich erreicht, was er sich einst gewünscht hatte: dass viele Leute zu seiner Musik tanzten. Allerdings stammt der Song nicht von DJ Bobo selbst, sondern ist eine Abwandlung des Liedes «Somebody’s Watching Me» des US-amerikanischen Sängers Rockwell. Dessen Plattenfirma klagte wegen Plagiats gegen DJ BoBo. Es kam schliesslich zu einer aussergerichtlichen Einigung und der junge DJ musste der Firma Tantiemen zahlen. Schon bald bewies BoBo, dass er auch selbst Hits schreiben konnte: Im Herbst 1993 veröffentlichte er sein erstes Album «Dance With Me». Die Single «Everybody» wurde im Jahr danach zum Sommerhit. Damit war DJ BoBo endgültig auf der grossen Bühne angekommen.

Surfen auf der Eurodance-Welle

DJ BoBo unternahm im selben Jahr seine erste grosse Tournee. Zusammen mit damaligen Eurodance-Stars wie Haddaway oder Culture Beat tourte er durch Deutschland. Es folgten weitere erfolgreiche Tourneen. Bis heute hat der Künstler mehr als fünfzig Länder besucht. Und überall wurde er bejubelt. Er sagte einmal: «Die Momente, in denen ich mich selbst kneife, sind die, in denen ich für ein Konzert in ein Land komme, das ich noch nie zuvor betreten habe, und Menschen meine Songs mitsingen. Das ist das Allerschönste: dass Musik keine Grenzen kennt. Ob Marokko oder Usbekistan, überall singen Menschen dieselben Songs. Selbst wenn sie kein Englisch sprechen, singen sie ‹Let the Dream Come True› – und verstehen, was sie singen. Mit dem Herzen. Das ist schon faszinierend. Dafür macht man, was man macht. Das ist der Motor.» Die Namen der Stars, mit denen DJ BoBo bereits aufgetreten ist, beeindrucken. Als Vorprogramm seiner Tournee 1995 traten die Backstreet Boys auf, die damals noch nicht international berühmt waren. Ein Jahr später war die Boygroup N’Sync als Vorgruppe dabei. Ausserdem nahm der Star 1999 drei Songs mit Jonas Berggren von Ace of Base auf. Die grösste Ehre, die DJ BoBo in Bezug auf die Zusammenarbeit mit anderen Berühmtheiten zuteilwurde, war jedoch die Tournee von 1996: Da trat der Schweizer fünfmal als Vorgruppe von Michael Jackson auf dessen HIS-tory- World Tour auf: in Prag, Budapest, Bukarest, Moskau und Warschau. Noch Jahre später schwärmte DJ BoBo von Michael Jacksons gut durchdachter Show. «Das war für uns alle eine unglaubliche Motivation. Wir kamen mit einer breiten Brust von dieser Tournee zurück.» Die 1990er und frühen 2000er Jahre bildeten den Höhepunkt von DJ BoBos Karriere. Die 1993 veröffentlichte Single «Somebody Dance With Me» hielt sich ganze 48 Wochen lang auf Platz 1 der Schweizer Hitparade. «Let The Dream Come True» (1994) und «Chihuahua» (2003) schafften es ebenfalls an die Spitze. Letzteres war auch international ein grosser Erfolg: In Frankreich verkaufte sich das Lied 750'000 Mal und hielt sich elf Wochen an der Spitze der Charts. Später wurde «Chihuahua» sogar in Australien und Japan veröffentlicht. Die Musik von DJ BoBo war so erfolgreich, dass sie auch in Ländern gespielt wurde, in denen sie nicht offiziell erhältlich war. Auf die Frage nach seinen speziellsten Gigs sagte der Star einmal: «Wahrscheinlich die Konzerte in der Mongolei oder Sri Lanka. Da war eine völlig andere Kultur, es wurde kein Englisch gesprochen und dort habe ich auf legalem Weg wohl keine CD verkauft. Und dennoch kommen Tausende Menschen in ein Fussballstadion und können jeden Song mitsingen. Das waren Momente, die mich schwer beeindruckt haben.»

-> die Arbeit des Blauen Kreuzes unterstützen

Der Erfolg, den DJ BoBo in jenen Jahren hatte, schlug sich in Auszeichnungen nieder. Der Musiker wurde zehnmal mit einem World Music Award ausgezeichnet. DJ BoBo gewann auch mehrmals den Bravo Otto, einen Preis, der von der Jugendzeitschrift «Bravo» verliehen wird, unter anderem als bester Sänger und für die beste Show. Als erster Künstler erhielt er zudem den sogenannten Ehren-Otto. Seit 2005 besitzt DJ BoBo einen Stern auf dem Munich Olympic Walk of Stars. Im Jahr 2006 erhielt er in der Schweiz einen Diamant-Award für den Verkauf von einer Million verkaufter CDs. Für seine Musikverkäufe hat er mittlerweile 150 Gold-, 29 Platin- und zwei Diamantauszeichnungen bekommen. Seit Mitte der 2000er Jahre ist es um DJ BoBo deutlich ruhiger geworden. Doch die Tatsache, dass er mit seinen Songs kaum noch zweistellige Chartplatzierungen erreicht, bedeutet nicht, dass er aus der Musikszene verschwunden ist. Aus der sogenannten Eurodance-Zeit der 1990er Jahre ist DJ BoBo einer der wenigen Künstler, die noch erfolgreich Alben veröffentlichen und immer noch auf Tournee gehen: Seine letzte war die «Mystorial Tour 2017»; eine weitere ist für 2023 geplant. Auch im Fernsehen tritt der Musiker noch hin und wieder auf, zum Beispiel 2016 als Juror in der RTL-Sendung «Dance Dance Dance» oder 2021 in der VOX-Show «Sing meinen Song». Es gab aber auch Zeiten, in denen die Musik von DJ BoBo nicht mehr so gefragt war – keine leichte Zeit für einen Künstler. DJ BoBo sagte einmal: «In einer Musikkarriere gibt es drei Phasen. In der ersten Phase gehst du durch die Decke und die Menschen lieben alles, was du tust. In der zweiten Phase ist plötzlich alles Mist. Man ist, obwohl man nichts verändert hat, einfach wieder uncool geworden. Bei mir war das so, als Eurodance nicht mehr angesagt war. Selbst Leute, die vorher zu meiner Musik getanzt hatten, verspotteten sie auf einmal. Naja, und dann gibt es noch Phase Drei. Da wächst man aus all dem In-und-Out-Kram heraus und schaut nostalgisch zurück. Dann steht man wieder dazu, was man mal gemocht hat, widmet sich dem wieder und merkt vielleicht sogar, dass das alles gar nicht so schlecht war.» Inzwischen konzentriert sich DJ BoBo musikalisch auf das, was ihm am meisten Spass macht. Er steht zu seinem Musikstil, mittlerweile eine Mischung aus Dancefloor und Pop.

Kreativ, bescheiden, unpolitisch

Trotz seines Erfolgs ist DJ BoBo bescheiden geblieben. In vielen Bereichen hält er sich selbst nicht für besonders talentiert. In einem Interview sagte er einmal, er sei ein «mittelmässiger Tänzer, mittelmässiger Rapper, mittelmässiger Komponist». Weder Anerkennung noch Spott ändern etwas an der Art und Weise, wie der Künstler sich selbst sieht. Obwohl er sich treu bleibt, erfindet er sich auch gerne neu, wenn es um die Ausgestaltung seiner Shows geht. DJ BoBo hat lange mit extravaganten, aufwändig gestalteten und kontrastreichen Bühnenbildern gearbeitet – bis zu fünf verschiedenen in einer Show. Von Aztekentempeln über Comicwelten bis hin zur Zirkuswelt war alles dabei. Überall, wo DJ BoBo auftritt, bietet er ein Spektakel.

DJ BoBo, der Familienmensch

In seinem Privatleben mag es der Künstler aber ruhig und beschaulich. Er lebt mit seiner Familie in einem Haus im luzernischen Kastanienbaum. Mit Seiner Frau Nancy, die ebenfalls zum Team von DJ Bobo gehört und mit der er seit 2001 verheiratet ist, hat der 54-Jährige zwei Kinder: Kayley und Jamiro. Für DJ Bobo ist es die zweite Ehe; die erste Verbindung mit der Fitness-Unternehmerin Daniela Bock hatte von 1989 bis 1994 gehalten. Wenn er nicht gerade auf Tournee ist oder Songs schreibt, freut sich DJ BoBo über sein Familienleben und geht seinen Hobbys nach. «Ich habe vor viereinhalb Jahren angefangen, Golf zu spielen. Da hat es mich total erwischt, es ist eine Passion geworden. Und meine Frau spielt auch, wir verbringen gerne Zeit zusammen auf dem Golfplatz.»

-> die Arbeit des Blauen Kreuzes unterstützen

Wenn DJ BoBo nach seinem Leben abseits der Bühne gefragt wird, antwortet er immer offen. Das gilt auch für sein erklärtes Nicht-Hobby, den Alkoholkonsum. Seit den düsteren Erfahrungen mit seinem Stiefvater hat der Star ein sehr distanziertes Verhältnis zum Alkohol. Zwar nehme er gelegentlich einen Schluck um anzustossen, aber er habe in seinem Leben noch nie ein ganzes Glas Alkohol getrunken, geschweige denn mehr. Er wolle dieses Risiko auch nicht eingehen. «Wenn du siehst, wie Leute durch Alkohol die Kontrolle verlieren und nicht mehr sie selbst sind – ich will nicht, dass mir das auch passiert.» Auch bei seinen Freunden bereite es ihm Mühe, wenn sie betrunken seien. «Wenn ich einen von ihnen hackedicht in der Ecke liegen sehe, verliere ich sehr viel Respekt.» Es gibt nur ein Thema, über das DJ BoBo kaum spricht: Politik. Er bezeichnet sich selbst als unpolitisch und gibt auch nicht bekannt, ob er sich einer politischen Richtung oder einer Partei nahe fühlt. Die Politik überlässt er anderen – DJ BoBo ist Künstler.

Quelle: Blaues Kreuz 6/2022