Eine neue Heimat für die Bücher aus dem Blaukreuz-Verlag

Das Blaue Kreuz Schweiz übergibt seine Verlagstätigkeit rückwirkend auf Anfang 2024 an den Verlag Mosaicstones in Thun und wird künftig Produkte der Fachkommunikation im Suchtbereich (Broschüren, Podcasts usw.) entwickeln. Über 100 lieferbare Bücher haben damit bei Mosaicstones eine neue Heimat gefunden. Gespräch mit dem Verlagsleiter Jonas Baumann-Fuchs.

Herr Baumann, was ist Mosaicstones?

Den Verlag Mosaicstones gibt es seit dem Jahr 2000, im 2022 übernahmen wir den Verlag arteMedia und nun also den 1884 gegründeten Blaukreuz-Verlag. In den Anfangszeiten realisierten wir auch Konzerte und kochten für Bedürftige. Die Ressourcen konzentrierten sich dann zunehmend auf Medienprojekte.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verlag?

Gemeinsam mit Autorinnen, Autoren und Kunstschaffenden realisieren wir wertorientierte Medien. Wir wollen Hoffnung schenken, Neugier am christlichen Glauben wecken, Werte fördern, Impulse zu gelebter Spiritualität geben und Hilfe zur Lebensbewältigung bieten. Dabei wollen wir zur Dialogfähigkeit beitragen und sehen unsere Lesenden im Umgang mit unterschiedlichsten Sichtweisen als mündig. Unser Name ist Programm: Mosaicstones steht für bunte, vielfältige Steine, die gemeinsam ein Mosaik ergeben. Seit Beginn engagieren wir uns dafür, dass unsere Bücher in unterschiedlichsten Buchhandlungen zu finden sind.

Was wird sich für die Kundinnen und Kunden des Blaukreuz-Verlags ändern?

Eigentlich nichts, ausser der Bestelladresse und der Ansprechpersonen. Bestellungen können sie bei uns vorzugsweise im Webshop tätigen, da finden Sie gut 20'000 Titel. Wir nehmen aber auch Bestellungen per Post, E-Mail oder Telefon entgegen. Übrigens besorgen wir alle lieferbaren Bücher, so wie bisher der Blaukreuz-Verlag auch.

Welche Strategie verfolgen Sie mit den Büchern des Blaukreuz-Verlags?

Ich finde, das Buchprogramm des Blaukreuz-Verlags passt sehr gut zu unserem Sortiment. Es ergänzt nicht nur, sondern eröffnet auch Neues, wie beispielsweise die Vorlesegeschichten für ältere Menschen. Wir planen daher, die Reihe der berndeutschen Geschichten weiterzuführen. Ich freue mich auf die Gespräche mit bestehenden und neuen Autorinnen und Autoren: Wo wagen wir es gemeinsam, einen Titel zu überarbeiten oder neue Bücher aufzulegen?

Wo sehen Sie die grösste Herausforderung bei der Integration unserer Bücher in Ihr Sortiment?

Die reibungslose Einarbeitung in unsere Strukturen, damit auch keine Elemente vergessen gehen. Zudem erhoffen wir uns, dass die Verkäufe stabil bis steigend gehalten werden können.

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Welches Buch aus dem Blaukreuz-Verlag hat Ihr Interesse geweckt, so dass Sie es vielleicht demnächst lesen werden?

«Engel sind auch nur Menschen» von Alfred Eglin-Weidmann, denn ich konnte mit einer leider bereits verstorbenen Autorin ein Buch realisieren mit dem Titel «Engel tragen manchmal Grau». Ich vermute, dass diese beiden Titel sich sehr gut ergänzen.

Das Blaue Kreuz engagiert sich in der Suchthilfe insbesondere für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit und deren Angehörige. Gibt es in Ihrem Verlag auch Bücher zu diesem Themenfeld?

Als Psychotherapeut sind mir Bücher in der Schnittstelle von Seelsorge, Psychotherapie und Psychiatrie, auch in Verbindung mit Spiritualität sehr wichtig. Spezifisch zu Alkoholabhängigkeit haben wir keinen Titel, planen jedoch eine Neuauflage des Buches «Vom Wirtshaus ins Bundeshaus» von Jakob Wampfler. Dann haben wir die wertvollen Seminarhefte von Samuel Pfeifer, die viele psychische Erkrankungen thematisieren, sowie Pfeifers Bücher «Die zerrissene Seele» zum Thema Borderline und «Der sensible Mensch» über Neurosensitivität neu aufgelegt. Weiter gibt es bei uns ein Buch über Depression sowie «Heilsame Beziehungen» des Psychiaters Luca Hersperger. Viele Alkoholabhängige leiden an Sekundärdiagnosen, weshalb auch diese Titel sicher hilfreich sind.

Neben Ihrer Tätigkeit als Verleger sind Sie auch als Psychotherapeut und Unternehmensberater tätig (www.kultivierer.ch). Was beschäftigt Sie aktuell bezüglich Suchtabhängigkeiten?

Als Systemiker beschäftige ich mich oft auch mit dem System der suchtabhängigen Menschen. (Psychische) Erkrankungen wirken auch im System, diese Aspekte sind bei Suchterkrankungen sehr bedeutsam und werden nach wie vor oft zu wenig berücksichtigt.

Welche zwei Bücher von Mosaicstones empfehlen Sie besonders?

Schwierig, alle sind auf ihre Art toll. Einerseits die Lyrikbände des Theologen Oliver Merz, weil er es heute noch wagt, zugespitzte Lyrik herauszugeben. Seine drei Bände sind einzeln oder als Set zu haben. Als zweite Empfehlung wähle ich «Schicksal, Fügung, Glück?» des ehemaligen Bundeshauspfarrers Jörg Gutzwiler und seiner Frau Judith, mit einem Vorwort von Adolf Ogi. Jörg Gutzwilers Geschichte beeindruckte mich. Auf seine Initiative hin wurden regelmässige ökumenische Andachten im Bundeshaus eingeführt.

Quelle: Blaues Kreuz 1/2024