Erhöhter Suchtmittelkonsum wegen Digitalisierung?

Das Schweizer Suchtpanorama 2022 gibt einen Überblick über die jüngste Entwicklung im Suchtbereich. Der Fokus liegt dieses Jahr auf der Digitalisierung. Diese vereinfacht die die Vermarktung von Produkten mit Suchtpotenzial.

Der Markt für legale und illegale Produkte mit Suchtpotenzial ist hart umkämpft. Die Anbieter nutzen den digitalen Raum, um ihre Kundschaft rund um die Uhr gezielt zu erreichen. Wer aufgrund seines Online-Verhaltens zur Zielgruppe gehört, erhält individuell zugeschnittene Werbung. Für alle übrigen ist diese Werbung unsichtbar und scheint nicht zu existieren. Die Regulierung hält da nicht Schritt, und dort, wo es sie gibt, z. B. beim Jugendschutz, harzt der Vollzug. Wie viel Eigenverantwortung ist den Konsumierenden und den Jüngsten unter uns zuzumuten? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Schweizer Suchtpanorama 2022, das soeben von Sucht Schweiz veröffentlicht wurde.

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Was den Alkohol betrifft, so lag der jährliche Pro-Kopf-Konsum in der Schweiz im Jahr 2020 bei umgerechnet 7,6 Liter reinem Alkohol. Während es in der Gesamtbevölkerung im Zuge der Pandemie vorübergehend an Konsumgelegenheiten fehlte, zeigt die Erfahrung, dass bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen der Problemkonsum zunehmen kann. Fast die Hälfte aller Personen, die im Jahr 2020 in professionelle Suchthilfeeinrichtungen eintraten, wurden hauptsächlich wegen Alkoholkonsum behandelt. Eine aktuelle Auswertung von über 6000 Testkäufen in der Schweiz zeigt, dass bei über 29 Prozent der Kaufversuche durch Minderjährige der Alkohol illegal verkauft wurde. Dass mit der Migros ein weiterer grosser Akteur ins Alkoholgeschäft einsteigen will, bereitet dem Blauen Kreuz Sorgen. Handlungsbedarf besteht ferner beim Jugendschutz und der Sensibilisierung für die Risiken, auch im Hinblick auf Krebserkrankungen.

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