Die Zeiten, als man beim mehrgängigen Menü im Restaurant die alkoholische Begleitung wählen musste, weil die Auswahl an nichtalkoholischen Getränken so deprimierend und uninspirierend war, sind (fast) vor bei. Seit einigen Jahren spriessen unzählige Startups aus dem Boden, die alternative analkoholische Getränke auch jenseits klassischer Limonaden kreieren, und in Top Restaurants werden selbst gemachte Säfte kredenzt, die sich im Idealfall als bessere Speisenbegleiter erweisen als viele Weine. Aber auch in der Weinbranche scheint kein Stein auf dem anderen zu bleiben. Denn der Siegeszug der Gourmetsäfte, die bei der Menüzusammenstellung mitkomponiert werden, stellt neue Herausforderungen an Sommeliers, Weine anbieten zu können, die der Saftkonkurrenz gewachsen sind und in einer ähnlichen Preisliga spielen. Das wird auch dazu führen, dass in Zukunft mehr Weine aus weniger bekannten Sorten und anderer Vinifizierung auf den Getränkekarten zu finden sein werden.
Healthy Hedonism
Gesundheit ist einer der weltweit wirksamsten Megatrends, die grossen Einfluss auf den Wandel unserer Esskultur haben Sie gilt als wesentliche Voraussetzung für ein gutes Leben, das wir aber verpassen, wenn wir unser ganzes Handeln nur auf Gesundheit fokussieren. Dass sich – wie mittlerweile auch entsprechende Studien nahelegen – Gesundheit und Genuss nicht ausschliessen, ist eine Entwicklung, die von Konsumenten begrüsst wird. Der Fokus dieser Entwicklung liegt nicht im Verzicht, im radikalen Weglassen und in der Askese, sondern auf den unzähligen Möglichkeiten, sich gesund und genussvoll zu ernähren. Dazu zählen vor allem auf Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide basierende, also überwiegend pflanzliche Speisen sowie Kräuter, Nüsse und Samen auf kulinarisch an sprechendem Niveau. Aber auch ein entspannterer Umgang mit Lebensmitteln und Getränken, auf denen nicht das Etikett «gesund» klebt und die – ob Kaffee, Wein, Schokolade, rotes Fleisch u.ä. – in massvollem Konsum keine Gefahr für die Gesundheit sind, sondern Komponenten guten Lebens.
Quelle: Blaues Kreuz 3/2021