Der orange Riese hat klein angefangen. Ab 1925 fuhren Verkaufswagen mit sechs Artikeln (Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife) zu den Leuten. Ein Jahr später eröffnete die Migros ihren ersten Laden in Zürich und 1948 Europas ersten Selbstbedienungsladen. Das Erfolgsrezept bestand darin, günstig in grossen Mengen einzukaufen, den Zwischenhandel zu umgehen und nur minimale Verkaufsmargen auf die Preise zu schlagen. Was den Kunden gefiel, erzürnte die Konkurrenz. Wegen eines Boykotts der Markenhersteller gründete die Migros ihre eigenen Industriebetriebe und stellte eigene Marken her. Ihren Erfolg verdankte sie dem Eigensinn und der schier grenzenlosen Energie ihres Gründers Gottlieb Duttweiler.
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Eine Besonderheit der Migros ist der Verzicht auf den Verkauf von Tabakwaren und alkoholischen Getränken. Dies aus Sorge über die gesundheitlichen Schäden, die durch niedrige Preise verursacht werden können. Der Migros entgehen dadurch nicht geringe Umsätze (neun Prozent des Umsatzes im Einzelhandel stammen aus dem Alkoholverkauf). Duttweiler nahm dies in Kauf, weil er Ideale hatte. Im Migros-Magazin vom 30. Juli 1942, das damals noch «Wir Brückenbauer» hiess, schrieb er: «Wir wollen Wege weisen für eine neue Wirtschaft. Wir wollen Brücken schlagen zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Wir wollen alles einsetzen, um ein geistiges Gleichgewicht zwischen dem sozialen und dem privaten Kapital herzustellen. Einstweilen sieht alles nach Kampf aus. Was uns aber die Kraft und den Erfolg in diesem Kampfe sichert, das ist der Glaube an die gute Sache.»
Abschaffung des bewährten Alkoholverzichts?
Am 6. November 2021 strich die Migros-Delegiertenversammlung mit 85 zu 22 Stimmen das Verkaufsverbot von alkoholischen Getränken aus den Statuten, und am 3. Dezember beschlossen die regionalen Verwaltungen und Genossenschaftsräte, die Alkoholfrage ihren Genossenschafterinnen und Genossenschafter zur Abstimmung vorzulegen. Falls sich mehr als zwei Drittel für den Alkoholverkauf aussprechen sollten, können die Genossenschaften ab 2023 Bier, Wein und Spirituosen in ihr Sortiment aufnehmen. Mich schaudert es!
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Das Blaue Kreuz hat sich in den Medien und gegenüber den Migros-Verantwortlichen deutlich gegen diesen für trockene Alkoholikerinnen und Alkoholiker möglicherweise verheerenden Richtungswechsel ausgesprochen. Laut Umfragen spricht sich eine klare Mehrheit der Bevölkerung für die Beibehaltung des Verkaufsverzichts aus. Das letzte Wort haben im Juni dieses Jahres die 2,2 Millionen Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter in einer Urabstimmung.
Bitte helfen Sie uns!
Wir rufen die Migros-Genossenschafterinnen und Genossenschafter dazu auf, aus Rücksicht auf die Schwachen in unserer Gesellschaft eine Kehrtwende zu verhindern und an der bewährten Migros-Tradition festzuhalten. Wer noch nicht Genossenschafter ist, kann dies leicht werden.
Bitte sprechen Sie Ihre Bekannten auf die Abstimmung im Juni an und überzeugen Sie sie, mit Nein zu stimmen. Vielen Dank!
Quelle: Blaues Kreuz 1/2022
